Den heutigen Beitrag verdanke ich meinem aufmerksamen Bruder, der neulich beim Lesen des deutschen Qualitätsmagazins Spiegel beinahe vom Hocker fiel, als er diese Werbung sah. Tatsächlich gibt es also auch im Jahr 2010 noch Werbeagenturen, die vor Kolonialcharme nicht zurückschrecken und es völlig OK finden, einen Schwarzafrikaner als halbwegs zivilisierten Wilden darzustellen, den man auf einer Studienreise (Safari?) besichtigen kann.
Eno, wie der gute Mann genannt wird, sitzt artig an einen Tisch, auf dem auch sein indigenes Musikinstrument zu finden ist. So weiss man, dass es nicht etwa er ist, der die Bleichgesichter besucht, sondern er das Objekt der Neugierde ist. Umringt wird er dabei von den weissen Invasoren, die bei der Reiseunternehmung Studiosus einen Abenteuerurlaub gebucht haben. Bemerkenswert dabei ist auch, dass zwei weisse Frauen anwesend sind, aber nur ein weisser Mann. Impliziert das, dass die eine Frau möglicherweise gar ein Abenteuer der horizontalen Art sucht? Da wäre sie bei Eno richtig, zumal Afrikaner ja für ihre Potenz berüchtigt sind, oder?
Die Szene beschwört nicht zuletzt auch zweifelhafte Assoziationen mit dem bekannten, bitterbösen Sketch "Herr Tschabobo" des deutschen Komikers Gerhard Polt herauf. Wer spätestens jetzt noch nicht gemerkt hat, dass diese Werbung total in den Bastrock ging, der hat sie wohl entworfen.
Note: 2.0/6.0
Well, ich denke, es war gut gemeint, aber schlecht umgesetzt. Da hat also ein Reisebüro eine Afrikareisen beworben, wobei mir nicht klar war, was da überhaupt beworben wurde. Ich musste erst auf die Webseite gehen, um zu sehen, dass es ein Reisebüro ist.
AntwortenLöschenEs hätte ja eine Spendeaktion oder wirklich eine Werbung des horizontalen Gewerbe sein können: "Erleben Sie Enos Welt!"
Da wären Landschaften mit Tieren sicher besser gewesen.
Fu
Tut mir Leid, aber ich kann nicht folgen.
AntwortenLöschenWeder kann ich den "Wilden" entdecken, noch die Begaffung, die hier stattfinden soll.
Was ich sehe, ist ein (Ehe-)paar, welches sich wohl für "die Welt von Eno" interessiert. Die Frau links könnte auch genausogut Enos Frau oder eine Dolmetscherin sein. Wie man hier auf "horizontales Abenteuer" kommen kann, ist mir unverständlich.
Wer auf sowas kommt, in dessen Gehirn sind eindeutig die typischen Bilder programmiert.
Im Katalog wird dann mit einer Reise "von Burkina Faso zur Goldküste" geworben... Goldküste, böser faux-pas. Auf das Horizontale wäre ich nicht gekommen, aber dass hier exotisiert wird und Stereotypen aufgegriffen/verstärkt werden ist klar. Aber gut, dass Eno so verwestlicht ist und uns gerne "seine Welt" zeigt. Und noch besser, dass es Studiosus gibt, die uns an die Hand nehmen und durch den Zoo Afrika führen!
AntwortenLöschenHaha: Die aktuelle Eno-Anzeige ist um die stehende Frau ärmer. Warum, ich finde die Anzeige so kaum weniger erschreckend bzw. belustigend!?
AntwortenLöschenDer neueste kommerziellen hat die Frau auf der linken Seite ausgeschlossen. Auch die Frau auf der rechten Seite ist jemand anderes. Sie starrt direkt in Enos Augen. Mein erster Gedanke war, dass sie Sex haben. Verzeihen Sie meine Vorurteile. (und mein Deutsch)
AntwortenLöschenVielen Dank für Ihren Beitrag.
AntwortenLöschenAllein der Umstand, dass die nur leicht veränderte Anzeige im März 2013 im Zeit-Magazin abgedruckt waren, zeigt die unveränderte Uneinsichtigkeit in Bezug zu kolonialen Strukturen und Rassismus des Reiseunternehmens.
Leider muss ich aber auch feststellen, dass Sie sich gleichwohl zahlreiche (ich vermute aus Unwissenheit) diskriminierende Formulierungen bedienen.
Aus welchen Gründen "schwarz sehen", "Schwarzafrikaner", ... unangemessene Formulierungen sind, ist auf
http://www.derbraunemob.de/deutsch/index.htm
unter "Fragen/Sprachliches" nachzulesen.
Welche Formulierungen diskriminierend sind und in meiner weiß-deutschen Prägung omnipräsent sind, musste ich selbst mit Schrecken feststellen. Umso wichtiger, dass wir uns informieren!